Arne Theisen von JTL hat auf seinem Blog einen tollen Artikel zum Thema Google Shopping geschrieben, den ich hier allen zum Lesen echt empfehlen kann. Die Frage die sich beim Lesen des Artikels für mich stellte war, welche Produkte sind meine Renner und Penner und wie finde ich dieses heraus?
Ich habe mal mein kaufmännisches Wissen mit der Hilfe von Büchern und Google aufgefrischt. Dabei bin ich auf die gute alte Kosten-/Leistungsrechnung und als Teil davon die Deckungsbeitragsrechnung gestoßen, mit deren Hilfe und den Daten aus JTL-Wawi ich an die Problemstellung gehen will.
Definition und Ziele
Der Deckungsbeitrag ist in der Kosten- und Leistungsrechnung die Differenz zwischen den erzielten Erlösen (Umsatz) und den variablen Kosten. Es handelt sich also um den Betrag, der zur Deckung der Fixkosten zur Verfügung steht. Der Deckungsbeitrag kann sowohl auf die Gesamtmenge (=DB) eines Produktes bezogen sein, als auch auf eine Mengeneinheit (=db) (Stückgröße) Quelle Wikipedia
Unternehmer geben Umsatzzielen oftmals eine höhere Bedeutung. Doch es kann durchaus sein, dass der Umsatz durch steigende Kosten sozusagen wieder aufgefressen wird und unterm Strich ein negatives Betriebsergebnis herauskommt. Der Deckungsbeitrag hilft die Betriebsziele zu konkretisieren. Zum Beispiel möchte ein Unternehmen über seinen Onlineshop oder einem Großkunden 1 Millionen Euro Umsatz mit einem Deckungsbeitrag von 500.000 € machen. Daraus ergibt sich, das der Deckungsbeitrag auf bestimmte Parameter bezogen werden sollte:
- Produkte und Warengruppen
- Kunden und Kundengruppen
- Marktplätze und Regionen
Fixkosten und variable Kosten
Die Trennung der Kosten in Fixkosten und variable Kosten ist in der Praxis nicht immer eindeutig machbar. Zum einen gibt es Kosten die monatlich variieren und trotzdem nicht eindeutig einem Produkt zugeordnet werden können. Zum einen gibt es fixe Kosten, die sehr wohl anteilig auf die Produkte verteilt werden können. Im Handel zählen für mich zu den variablen Kosten der Einkaufpreis, die Kosten der Beschaffung, Provisionen für die Vermarktung und die Kosten für den Versand, sofern diese nicht an den Kunden weitergegeben werden.
Anmerkung: Die Statistikverwaltung von JTL-Wawi ist hier aus meiner Sicht leider nur als Daumen * Pi Überschlagsanalyse zu verwenden. Wenn ein Verkäufer ab einem bestimmten Betrag die Ware Versandkostenfrei zum Kunden versendet, fallen trotzdem variable Kosten in Form von Versandkosten an, die in der sogenannten Gewinn-Statistik von JTL-Wawi keine Berücksichtigung finden.
Für die Renner und Penner Analyse kann dieser Fehler im System fürs erste einmal ignoriert werden, da hier erst einmal nur interessiert, welche Produkte haben in einer bestimmten Periode den größten Anteil an der Deckung der Fixkosten.
- Fixkosten: Alle Kosten die auch ohne den Verkauf eines Produktes im Unternehmen anfallen. Dazu zählen Löhne und Gehälter, Mieten, Kosten für die Kommunikation (Internet und Telefon), IT-Kosten, Beratungskosten, Büromaterial, Werbung usw. (Die Werbung ordne ich deshalb den Fixkosten zu, weil nicht eindeutig ermittelbar ist, ob Sie nicht Einfluss auch auf andere Produkte hat. Zur Werbung zählen auch Google Adsense oder Google Shopping Kampagnen.)
- Variable Kosten: Alle Kosten die sich direkt einem Produkt oder einer Warengruppe zuordnen lassen. Hierzu zählen die direkten und indirekten Kosten der Beschaffung sowie die direkten Vertriebskosten wie Provisionen und Versand.
Deckungsbeitragsrechnung als Stückrechnung
Sinn der Deckungsbeitragsrechnung als Stückrechnung ist die Ermittlung des Selbstkostenpreis. Das ist niedrigste Preis, zu dem ein Produkt verkauft werden sollte. Die Formel dafür ist simpel:
Umsatzerlöse – variable Kosten = Bruttoerfolg = Deckungsbeitrag
In JTL-Wawi heißt diese Spalte GW-Netto in der Listenansicht der Produktverwaltung und hier wird die Differenz zwischen Verkaufspreis Netto und Ø-Einkaufspreis Netto angezeigt.
Diesen Wert kann/könnte jetzt als Deckungsbeitrag je Stück (=db) gewertet werden.
Vorsicht: Bei GW-Netto handelt es sich keines Wegs um den Gewinn Netto, den Sie beim Verkauf eines Artikels erzielen!
Deckungsbeitragsrechnung als Periodenrechnung
Die Deckungsbeitragsrechnung als Periodenrechnung ist leider nicht mehr ganz so einfach. Prinzipiell ist die Formel die Gleiche, also Erlöse einer Periode minus die variablen Kosten der Periode ergibt den Deckungsbeitrag. Das wäre machbar, wenn Sie nur ein Produkt im Portfolio hätten. In der Praxis sieht es aber so aus, dass Sie als Online-Händler zum Teil mehrere tausend Produkte im Sortiment haben und sie ja wissen wollen, welche Produkte lohnen sich und welche können Sie getrost wieder heraus nehmen.
Die Folgende Tabelle stellt eine Aufschlüsselung der Umsätze in Warengruppen und Produkte dar:
Warengruppe A | Warengruppe B | Warengruppe C | Total | ||||
Produkt 1 | Produkt 2 | Produkt 3 | Produkt 4 | Produkt 5 | Produkt 6 | ||
Erlös/Umsatz | 6000 | 5000 | 4000 | 3000 | 2000 | 1000 | 21000 |
– variable Kosten | 2000 | 1600 | 1300 | 1000 | 600 | 300 | 6800 |
Deckungsbeitrag | 4000 | 3400 | 2700 | 2000 | 1400 | 700 | 14200 |
Um jetzt einen Überblick darüber zu bekommen, welche Warengruppe welchen Deckungsbeitrag leistet, wählt man unter Auswertungstypen Gewinn (1) (besser als Deckungsbeitrag bezeichnet) und als unter Vorlagen „pro Jahr je Warengruppe (Gesamt) -Netto“ (2) aus. Unter Allgemein habe ich noch unter Filterkriterium Gewinn pro Monat gewählt und im Reiter Bestellung die Auswahl auf die Firma Contoso GbR beschränkt. Anschließend habe ich das Diagramm im Screenshot erhalten.
Sie kennen jetzt den Deckungsbeitrag pro Warengruppe. Bei mehreren hundert oder tausend Produkten ist die Ermittlung des Deckungsbeitrags pro Produkt nicht unbedingt sinnvoll. Im nächsten Schritt würde ich die Top 10 und Flop 10 Produkte pro Warengruppe ermitteln und Ihrem Deckungsbeitrag.
Auch hier wird Ihnen in JTL-Wawi nicht der Gewinn pro Artikel sondern nur der Deckungsbeitrag ausgegeben. Ich habe die hier die Standardvorlage auf eine Firma und eine bestimmte Warengruppe eingeschränkt und als neue Vorlage im Ordner eigene Vorlage gespeichert. Über diese simple Auswertung in JTL-Wawi kenne ich jetzt die Top 10 Produkte aus der Warengruppe Fahrräder, die in dem vorgegebenen Zeitraum (Periode) den höchsten Deckungsbeitrag erbracht haben. Genauso verfahren Sie um die 10 Flop-Artikel für eine Warengruppe zu ermitteln, nur das Sie hier als Vorlage FLOP Artikel (Nummern) wählen.
Fazit
Mit der Deckungsbeitragsrechnung als Periodenrechnung bekommen Sie einen Überblick, welche Produkte/Artikel welchen Beitrag zur Deckung der Fixkosten beitragen. Je höher der Deckungsbeitrag, desto erfolgreicher vermarkten Sie ein Produkt. Trotz der Schwachstellen, die ich bei meinen Recherchen zu diesem Thema festgestellt habe, ist die Statistikverwaltung in JTL-Wawi durchaus in der Lage einen ersten groben Überblick dem Unternehmer zu liefern. Aus meiner Sicht müssen hier die variablen Kosten in JTL-Wawi noch besser abgebildet werden und die irreführende Namensgebung der Gewinn-Statistik überarbeitet werden.
Der Deckungsbeitrag als Stückrechnung ist bestens dafür geeignet den Selbstkostenpreis zu ermitteln. Wenn Sie ihre Flop-Artikel über die Statistikverwaltung ermittelt haben, haben Sie hier eine Grundlage für die Preisgestaltung des Abverkaufs dieser Artikel zu planen ohne einen negativen Deckungsbeitrag zu bekommen.
Um zu ermitteln welche Marktplätze sich lohnen ist eine Deckungsbeitragsrechnung aufgesplittert nach diesen der erste Anhaltspunkt. Somit erfahre ich, welche Marktplätze gut gehen und weniger Aufmerksamkeit benötigen und welche etwas mehr Aufmerksamkeit und damit wohl auch Werbebudget benötigen. Im zweiten Schritt kann ich mit der Top-Artikel-Gewinn-Statistik meine Renner pro Marktplatz ermitteln. Die Penner pro Marktplatz ermitteln Sie mit der Flop-Artikel-Gewinn-Statistik. Die Ladenhüter, also die Artikel die gar nicht verkauft werden und somit gar keinen Deckungsbeitrag erwirtschaften, können Sie über die Statistiken in Mengen Verkauf ermitteln.
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Welche Tabelle (URL: https://wawi-db.jtl-software.de/tables/DiffToolTest) enthält die Spalte GW-Netto und gibt es eventuelle eines stored procedure, function oder db-view für eine (externe Darstellung) einer periodischen Kostenträger-Deckungsbeitragsrechnung?